Personalmangel ist die größte Sorge in der Pflege. Wir haben einen jungen Pflegeprofi gefragt, was den Pflegeberuf so besonders macht – und warum er gerade für Menschen, die nach Perspektiven suchen, attraktive Möglichkeiten bietet.
Frau Pellmann, was sagen Sie jungen Menschen, warum sie eine Ausbildung in der Pflege machen sollten?
Es wird nie langweilig – und es macht einfach Sinn. Ich finde, es gibt kaum einen Beruf, der das besser erfüllt: Menschen zu helfen, ihnen etwas Gutes zu tun, sie in schwierigen Situationen in einem tollen Team zu unterstützen, das ist einfach sinnstiftend. Und es gibt drumherum ebenfalls viel, das dafür spricht. Man hat flexible Arbeitszeiten, auch der Schichtdienst kann Vorteile haben. Und es passiert immer wieder etwas Neues, außerdem hat man hat viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Ich sage gern: Pflege ist echt super interessant!
Was ist das Besondere an der Pflege?
Das Besondere ist, dass man sehr nah am Menschen ist, man ist nah am Leben, man ist ja mit allen Facetten des Lebens konfrontiert. Je nachdem, wo man arbeitet, hat man mit dem Beginn oder auch mit dem Ende des Lebens zu tun. Man begleitet Menschen durch sehr intime, sensible Phasen. Es ist ein unglaublich vielfältiger Beruf, der nie langweilig wird.
Was muss man mitbringen, um in der Pflege zu arbeiten?
Also auf jeden Fall eine gewisse Flexibilität, weil kein Tag wie der andere ist. Dann ist Teamfähigkeit sehr wichtig, man muss im Team gut arbeiten können, in den meisten Bereichen zumindest. Eine gute Beobachtungsgabe braucht man auf jeden Fall, das zählt zu unseren wichtigsten Kompetenzen: Dinge vernünftig wahrnehmen und einordnen zu können. Auch Prioritätensetzung ist im Alltag sehr wichtig. Eine gewisse psychische und physische Belastbarkeit sollte vorhanden sein. Und natürlich Empathie und Geduld, diese Werte sind sehr, sehr wichtig. Letztlich braucht es Offenheit. Nicht umsonst heißt es, man soll die Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will: Da ist wirklich was dran. Wir sind alle Menschen. Und das versuche ich auch immer meinen Auszubildenden zu vermitteln. Denn das ist das, was unseren Beruf am Ende ausmacht, dass wir die Menschlichkeit nicht verlieren dürfen.
Was macht der Job mit einem selbst?
Man wird sicherer und souveräner, entwickelt eigene Strategien, mehr Resilienz, lernt sich auch selbst nochmal anders kennen. Ich hatte zudem das große Glück, dass ich in einem tollen und vielfältigen Team arbeiten durfte – damals wie heute. Und der Austausch mit den Kollegen macht wahnsinnig viel aus, weil man da sehr viel Rückhalt erfährt. Das hat mich enorm geprägt.
Woran haben Sie gemerkt, dass der Beruf für Sie der richtige ist?
Was mir sofort sehr gut gefallen hat, war der Umgang mit Menschen, also mit Patientinnen und Patienten, aber auch mit dem Team. Pflege ist ja ein sehr sozialer Beruf – und gibt einem sehr viel zurück. Wenn man den Weg der Menschen begleiten darf, merkt man: Was man tut, bewegt etwas. Pflege ist eben eine sehr sinnstiftende Arbeit. Natürlich ist manches mitunter schwierig, und es gibt auch nicht nur freundliche Menschen – aber grundsätzlich ist das ein sehr erfüllender Job. Auch wenn die Hektik des Alltags bei mir anfangs für einen gewissen Realitätsschock gesorgt hat. Man würde sich oft gern mehr Zeit für die Menschen nehmen, aber die Rahmenbedingungen lassen das selten zu. Zwar gibt es solche Tage, aber es gibt eben auch sehr viele Tage, an denen man selbst an Grenzen kommt.
Welche Perspektiven hat man in der Pflege?
Also zum einen gibt es viele spannende Fortbildungen, über die man sich weiterbilden und weiterqualifizieren kann. Man muss nicht unbedingt studieren, um sich neue Horizonte und Möglichkeiten zu erschließen. Aber wenn man das möchte, gibt es da mittlerweile auch viele Möglichkeiten: von Studiengängen in der Pflegeforschung über beratende Studiengänge bis hin zur pädagogischen Richtung. Allein mit einem Bachelor kann man sehr viel erreichen.
Mit Leidenschaft in der Pflege:
Vanessa Pellmann (29) aus Detmold begann nach dem Abitur 2014 eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege im Krankenhaus Lemgo. Anschließend arbeitete sie Vollzeit auf der neurologischen Station. 2019 begann sie ihr Bachelor-Studium und entschied sich früh für den Schwerpunkt Pädagogik. Währenddessen arbeitete sie weiter als Pflegerin. Und unterrichtete zusätzlich an einer Pflegeschule, wo sie seit 2023 fest angestellt ist. Momentan vollendet sie ihre Masterarbeit, schließt ihr Studium ab – und freut sich darauf, auch zukünftig Theorie und Praxis der Pflegebranche zu verbinden.
Fundstück aus den Medien
Pflegeausbildung wird beliebter
Das hören wir gern: Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, haben im Jahr 2024 in Deutschland rund 5.100 mehr Menschen eine Ausbildung in der Pflege begonnen – das ist ein Zuwachs von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt starteten demnach knapp 60.000 Menschen ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann. Zum Jahresende befanden sich damit rund 147.000 Menschen in einer solchen Ausbildung.
Pflegereformen zeigen Wirkung
Dass der Ausbildungsberuf an Beliebtheit gewinnt, mag auch mit den Pflegereformen von 2020 zusammenhängen: Damals war der Ausbildungsberuf zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann neu eingeführt worden, um den Personalmangel in der Pflege zu mildern. Dafür wurden die bis dahin getrennten Ausbildungen in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie der Altenpflege zusammengeführt. Im Jahr 2023 hat der erste Jahrgang die neue Ausbildung abgeschlossen.
Bachelor in der Pflege
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit zu einem Pflegestudium. Dem Statistischen Bundesamt zufolge studierten 2024 rund 1200 Menschen an Hochschulen in einem Pflegestudium. Das duale Studium kombiniert praktische und theoretische Inhalte und schließt mit dem akademischen Grad eines Bachelors ab.
Info- und Anlaufstellen für junge Leute
Du interessierst dich für eine Ausbildung oder Karriere im Pflegeberuf? Hier findest du einige Anlaufstellen, wo du erste Infos und Orientierung erhältst.
- Ausbildung.de
- Große Plattform für Ausbildungsplätze in deiner Region
- Inkl. Erfahrungsberichte und Infos zu Gehältern
- Berufenet
- Detaillierte Berufsbeschreibungen (z. B. Pflegefachmann/-frau) von der Bundesagentur für Arbeit
- Infos zu Ausbildungsinhalten, Anforderungen, Weiterbildungen und Perspektiven
- BIBB / Pflegeberufe
- Arbeitsbereich Pflegeberufe des Bundesinstituts für Berufsbildung
- Beiträge und FAQs zu Pflegeberufen
- Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)
- Infos zu Berufspolitik, Weiterbildung, Studium
- Auch für Azubis und Studierende interessant
- Pflegeausbildung.net
- „Pflege kann was“: Offizielle Kampagne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur neuen Pflegeausbildung
- Mit Videos, Erfahrungsberichten, und Erklärungen zur Ausbildung
- Planet-Beruf.de
- Speziell für Schülerinnen und Schüler
- Berufsorientierung, Bewerbungstipps, Erfahrungsberichte
Übrigens: Wenn du noch nicht ganz sicher bist, ob Pflege wirklich zu dir passt, könntest du auch über ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Pflege nachdenken – z. B. im Krankenhaus oder Pflegeheim. Mehr dazu erfährst du bei der Zentralstelle im Freiwilligen Sozialen Jahr des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.
Wasserstand Wettbewerb
Langsam wird‘s heiß: Die zweite Halbzeit der Nominierungsphase läuft. Aktuell zeichnet sich eine Tendenz zur Einzelnominierung ab: Es sind mehr Pflegeprofis einzeln als im Team nominiert. Auch liegt der Bereich Gesundheits- und Krankenpflege noch deutlich vor der Langzeitpflege – da geht bestimmt auch noch ein bisschen mehr, meint ihr nicht?
Und das sind die aktuellen Top 5 aller Bundesländer:
- Nordrhein-Westfalen
- Baden-Württemberg
- Niedersachsen
- Bayern
- Schleswig-Holstein
Am anderen Ende der Skala finden sich Sachsen-Anhalt, das Saarland und Bremen. Auch hier hoffen wir auf gute Endspurt-Qualitäten.
Und vielleicht fällt euch ja auch noch ein toller Pflegeprofi ein, der eine Nominierung verdient hätte. Oder dieses besondere Team dieser Langzeitpflegeeinrichtung, vielleicht sogar in Bremen oder Sachsen-Anhalt? Dann los, bis zum 30. Mai könnt ihr nominieren – gleich hier auf der Website!