Die Prüfung der Qualität von Pflege ist für Betroffene wie Pflegekräfte wichtig. Diese Aufgabe teilen sich der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MD) sowie der Prüfdienst des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV). Sie gehen dafür in Pflegeeinrichtungen, zu ambulante Pflegediensten, Tagespflegen und Betreuungsdiensten. Beim PKV-Prüfdienst arbeiten über 150 Qualitätsprüferinnen und -prüfer – alles Pflegefachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung. Eine von ihnen ist Anne-Sophie Weckmann-Gallinger.
Die Pandemie hat Ihre Arbeit in den Pflegeeinrichtungen und bei den ambulanten Diensten sehr beeinflusst. Sie durften lange gar nicht arbeiten. Wie hat sich das angefühlt?
Gar nicht gut. Es war eine schwierige Erfahrung. Ich möchte etwas bewegen, etwas Sinnhaftes machen. Deshalb bin ich ja auch in die Pflege gegangen. Zum Schutz der Pflegeheimbewohner – Pflegebedürftige zählen bei COVID-19 zu den Hochrisikogruppen – hatten Bund und Länder ja nach Ausbruch der Pandemie Besuchsverbote beschlossen. Das galt auch für uns als Qualitätsprüfer. Dann durften wir im Spätsommer 2020 kurz wieder loslegen, aber Ende Oktober war dann alles schon wieder vorbei. Wir prüfen erst seit Anfang März 2021 – also seit gut einem Jahr – wieder.
Ist das Aussetzen damals aus Ihrer Sicht unumgänglich gewesen?
Aus meiner Perspektive: nein. Wir hätten die Pflegeeinrichtungen beraten müssen dürfen, und zwar, wie Pflege unter den widrigen Umständen mit den Möglichkeiten vor Ort am besten hätte gelingen können. Dafür sind wir ja ausgebildet. Viele Einrichtungen haben sich sehr lange sehr alleine gefühlt. Das weiß ich aus meinen Gesprächen. Da hätten wir sicher einige unterstützen können.
Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht? Sie sind ja fest angestellt.
Ich wollte helfen, mich aktiv einbringen. Deshalb habe ich ehrenamtlich in einem Pflegeheim gearbeitet und die Pflegerinnen und Pfleger bei der psychosozialen Betreuung unterstützt. Durch die Kontaktbeschränkungen waren die Bewohner monatelang auf ihren Zimmern sehr allein. Ihnen habe ich zugehört, mich ausgetauscht. Das war schön. Aber ich habe auch versucht, für die Pflegekräfte in fachlicher wie persönlicher Hinsicht eine Ansprechpartnerin zu sein. Nah an Menschen sein zu können, gerade auch in dieser Ausnahmesituation, hat vieles in dieser Zeit für mich erträglicher gemacht. Parallel habe ich in einer Klinik im mobilen Testteam gearbeitet.
Natürlich habe ich auch weiter für den PKV-Prüfdienst gearbeitet. Wir haben die Zeit zum Beispiel genutzt, um in Arbeitsgruppen Prozesse zu evaluieren.
Gibt es etwas, was Sie als wichtige Erfahrung aus dieser Zeit mitgenommen haben?
Mehr denn je weiß ich es zu schätzen, was es gesamtgesellschaftlich bedeutet, dass es die ambulante Pflege gibt. Das ist ein essentieller Bereich in der Pflege. In den Prüfungen habe ich erfahren, wie sich die Pflegenden über das Maß engagiert haben, um bei ihren Patientinnen und Patienten zum Teil auch unter widrigsten Umständen eine adäquate Versorgung zu gewährlisten. Nicht wenige waren in dieser ganzen Zeit nicht im Urlaub, weil einfach zu wenig Personal da war und ist. Die machen wirklich alles für die Menschen, sind eine Familienerweiterung oder -ersatz und wichtige Ansprechpersonen. Gerade auch im Bereich der Tagespflege gibt es sehr enge Beziehungen zu den Pflegeprofis.
Und, Corona hat mich geduldiger werden lassen.
Wie das?
Es ist immer noch so: Sobald in einer Einrichtung ein Coronafall auftritt, darf diese 14 Tage nicht geprüft werden. Damit soll – richtigerweise – verhindert werden, dass wir das Virus weitertragen. Denn wir Qualitätsprüfer sind regional unterwegs und besuchen bei unseren Einsätzen verschiedene Einrichtungen. In meiner Region gibt es immer noch sehr viele Fälle. Das bedeutet, dass immer wieder Qualitätsprüfungen ausfallen und verschoben werden. Wir haben derzeit Probleme, Einrichtungen zu finden, die ich prüfen darf. Normalerweise läuft es so, dass ich meine Einsätze von den Kolleginnen und Kollegen aus der Auftragsdisposition in Köln bekomme. Seit ein paar Wochen unterstützen wir Qualitätsprüfer dabei. Diese Woche Dienstag haben wir zu Dritt vier Stunden lang telefoniert und hatten am Ende sechs Pflegeeinrichtungen, in denen es momentan kein Ausbruchsgeschehen gibt. Und wir müssen immer damit rechnen, dass bis zum letzten Moment abgesagt werden kann. Das hätte mich früher mehr gestresst.